Schwarm, akademischer

Unlängst in einem privaten Briefwechsel:

> Denkst du, dass der Habeck die Presse beauftragt hat, bewusst zu lügen über das, was an der Fähre passiert ist?

Nein, im Gegenteil. Niemand muß die Presse beauftragen. Das passiert in trauter Einigkeit, die haben an den gleichen Unis studiert, teilen sich ein Weltbild, lieben sich innig….

Nun lese ich dieses:

„Yarvin argumentiert, dass Wahlen nur die Fassade einer tieferliegenden Herrschaftsstruktur sind. Während Präsidenten und Parteien wechseln, bleibt das ideologische Fundament der renommierten Institutionen des Landes unangetastet. Tatsächlich gibt, so Yarvin, ein Netzwerk aus Journalisten und Professoren informell die Richtung vor, in die sich dann Politiker, NGOs und Bürokraten im öffentlichen Dienst aufmachen.

Dieses Netzwerk formt die politische Realität, indem es definiert, was als vernünftig und akzeptabel gilt. Und besonders: Welche Meinungen Prestige bringen und dadurch den Status desjenigen erhöhen, der sie teilt.

Bei Yarvin heißt dieses Machtgefüge „Kathedrale“. (…)

Die Kathedrale ist ein sich selbst organisierendes System, in dem niemand Befehle von oben erhalten muss, um es in Gang zu halten. Die Meinungen, an denen sich die Eliten orientieren, entstehen Bottom-up. Mal werden sie „Wokeness“ oder „Progressivismus“ genannt, mal „Postmoderne“ oder „Kulturmarxismus“ – gemein ist ihnen stets, dass es kein Politbüro gibt, denen sie ihre Existenz verdanken. (mehr …)

Humanismus und modernes Leben (in Bearbeitung)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich (zumindest in Deutschland) eine tiefe Spaltung zwischen den Geisteswissenschaften und dem „Ingenieurmilieu“. Die großindustrielle Produktion hatte sich fest etabliert und das kapitalistische Wirtschaftssystem hatte den ersten Höhepunkt der Entwicklung erreicht. Das Bildungsbürgertum empfand die Epoche als Krise, der Glaube an den Fortschritt ging verloren. Das Ideal der geistigen Entwicklung, des Großen und Schönen im Menschen, der künstlerisch-musischen Bildung sah sich in scharfem Gegensatz zu der Realität von Industrie und Kapitalismus gestellt. „In dem Maße, wie die Entfaltung der bürgerlichen Gesellschaft dem frühbürgerlichen Fortschrittsoptimismus praktisch den Boden entzieht, kommt es in Deutschland denn auch zu einer besonders scharfen Entgegensetzung in der Bewertung gesellschaftlich – praktischer Tätigkeit auf der einen Seite und innerer, geistiger Vervollkommnung auf der anderen Seite. […] Die Dominanz eines stark ‚geisteswissenschaftlich‘ geprägten Bildungsideals stellte die Ingenieure vor erhebliche gesellschaftliche Anerkennungsprobleme: galten sie doch weithin als die Exponenten jenes äußerlichen, profan – rationalistischen Zweckmäßigkeitsdenkens“, das als Indikator für den Niedergang der abendländischen Kultur angesehen wurde.

Dieses angesprochene Bildungsideal war entscheidend durch die Idee des Humanismus geprägt. „Er bezeichnet so die Gesinnung, die das eigentliche Leben des Menschen im Geistigen erblickt, die die geistige Bildung als die Macht versteht, die den Menschen eigentlich zum Menschen macht. So ist der Begriff des Humanismus auch am Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt worden, indem die humanistische Bildung der vom Nützlichkeits – Standpunkt geleiteten Realbildung entgegengesetzt wurde.“

Diesem humanistischen Bildungsideal stand die Neuzeit nun frontal gegenüber, und wohl aus diesem Grund wurde die Neuzeit als Niedergang der abendländischen Kultur verstanden.

Die Gegenposition wurde schon bald formuliert: Die Leitung der Gesellschaft müsse den Technikern übergeben werden, denn der Techniker sei der neue Menschentypus, der Mensch der Zukunft, das Gegenstück zum die Technik mißbrauchenden Kapitalisten. Die Konsequenz dieser Weltanschauung hieß ‚Technokratie‘.

Dem humanistisch orientierten Bürgertum wurde vorgeworfen, versagt zu haben, beispielsweise beim Umgang mit den modernen Wissenschaften und der Technik. Die Wurzel der Übel der Neuzeit seien in eben diesem Versagen zu suchen und nicht in der Technik selbst.

(mit Zitaten von Hellmuth Lange und Rudolf Bultmann)

Wikipedia: Die Rechtfertigung für eine intensive Neubelebung bzw. nötige Rettung der humanistischen Bildungsidee leitete Jaeger aus veränderten Zeitumständen und Herausforderungen ab: „Der Prozentsatz der Bevölkerung, der an dem angestammten geistigen Besitzstand unserer Nation wirklich inneren Anteil hat, nimmt im Zeichen der fabrikmäßigen Massenproduktion der Popularwissenschaft und der Einführung von Kino, Rundfunk und Taschenmikroskop auf der Schule von Jahr zu Jahr ab. Die mächtigsten Wirtschaftsschichten unseres Volkes, Arbeitermasse und Großkapital, sind mit den wohlbekannten Ausnahmen den Grundlagen unserer humanen Kultur fremd, ja ihr teilweise feindselig. Der mittlere Bürgerstand aber, bei dem diese Interessen erblich und wenn auch nicht ohne Schwankungen bis vor kurzer Zeit am sichersten geborgen waren, wird zwischen den großen Mühlsteinen der modernen Wirtschaft zerrieben.“ Immer frühzeitiger erfasse „das Triebwerk der Berufsmaschine“ den Geist der Heranwachsenden und füttere ihn mit nutzenbezogenem „Zivilisationswissen“ auf Kosten der geistigen Individualität und freier seelischer Entfaltung. Das führe „zu rationalistischer Entleerung und Abplattung des Lebens, zu brutalen Reaktionen der vergewaltigten Natur, zur ungesunden Hypertrophie des Erwerbs- und Vergnügungssinnes, zur Aufhebung der geistigen Selbständigkeit von Staat und Kultur.“ Überzivilisation einerseits und Zivilisationsflucht andererseits vernichteten in letzter Übersteigerung die Kultur. Denn diese sei nicht äußerer Apparat noch formlose Innerlichkeit, sondern „hellstes Wissen des Geistes um sich selbst und sicheres Ruhen in seiner Form, zweckfreies Sein und Können.“ Alle echte Bildung sei humanistisch: „Bildung des Menschen zum Menschen.“

Dem entgegen, bzw. parallel: „Sartre beschrieb sein Konzept als einen „Humanismus des Bedürfnisses“, den er dem „Humanismus der Arbeit“ – der Idee der Leistungsgerechtigkeit – als Alternative entgegenstellte. Der Humanismus des Bedürfnisses sei der einzige, der die ganze Menschheit zum Gegenstand habe; er beruhe auf dem Prinzip, dass das Bedürfnis und nicht das Verdienst Recht schaffe (Bedarfsgerechtigkeit). Die Beseitigung des Verdienstes sprenge die letzte Schranke, die die Menschen trenne.“

Daß dieser Ansatz, so gut er gemeint gewesen sein mag, nicht funktioniert, müssen wir nun in aller Konsequenz erleben.

Dies sei die Überleitung zu „Universe 25

Das „Universe 25“-Experiment und das tragische Ende im Mäuseparadies

Das „Universe 25“-Experiment, eines der faszinierendsten und gleichzeitig wegweisendsten wissenschaftlichen Experimente in der Geschichte, wurde vom amerikanischen Verhaltensforscher John B. Calhoun zwischen 1958 und 1962 durchgeführt.
Ziel dieses Experiments war es, die sozialen Dynamiken in einer idealisierten, ressourcenreichen Umgebung zu untersuchen, um zu verstehen, wie Überbevölkerung und soziale Dichte das Verhalten von Individuen beeinflussen.
Calhoun entwarf ein sogenanntes „Mäuse Paradies“, eine künstlich geschaffene Umgebung, in der die Ratten oder Mäuse keinerlei äußeren Bedrohungen ausgesetzt waren. Sie hatten Zugang zu reichlich Nahrung, Wasser und Platz, sodass es an nichts mangelte, um eine gesunde und wachsende Population zu unterstützen.
Diese Bedingungen wurden geschaffen, um zu sehen, wie sich eine Population entwickelt, wenn keine äußeren Stressfaktoren wie Nahrungsmangel oder Raubtiere vorhanden sind.
Die Frage, die Calhoun untersuchte, war: Wie würde sich das soziale Verhalten in einer Umgebung ändern, in der alle Grundbedürfnisse erfüllt sind?
In den ersten Monaten des Experiments schien das Mäuse Paradies genau das zu sein, was der Name versprach: Die Mäusekolonie gedieh. Die Population wuchs schnell, die sozialen Interaktionen verliefen in geordneten Bahnen, und es gab reichlich Nachwuchs.
Doch nach 317 Tagen begann sich das Wachstum zu verlangsamen, und bald darauf traten ernste soziale Probleme auf.
Als die Population etwa 600 Mäuse erreichte, veränderte sich das Verhalten innerhalb der Kolonie drastisch.
In dieser Phase des Experiments begann sich die Gesellschaft der Mäuse stark zu verändern. Hierarchien bildeten sich, und die stärksten und aggressivsten Individuen übernahmen die Kontrolle über bestimmte Gebiete und Ressourcen.
Dies führte dazu, dass schwächere Mäuse in die Randbereiche gedrängt wurden, wo sie weniger Zugang zu Nahrung und Schutz hatten.
Während die stärkeren Mäuse aggressiv wurden und Gewalt ausübten, begannen die sozialen Strukturen zu zerbrechen.
Männchen, die normalerweise für die Verteidigung und Fortpflanzung verantwortlich waren, verloren zunehmend das Interesse an ihren sozialen Rollen.
Aggression und abnormales Verhalten wurden immer häufiger. Die Mäuse begannen, sich auf destruktive Weise gegeneinander zu wenden. Weibchen, die zuvor für die Brutpflege zuständig waren, wurden zunehmend aggressiv gegenüber ihren Jungen und vernachlässigten sie.
Das führte zu einem drastischen Anstieg der Kindersterblichkeit.
Die sozialen Interaktionen, die normalerweise den Zusammenhalt und das Wachstum der Kolonie fördern sollten, brachen immer weiter auseinander.
Ein besonderes Phänomen war das Auftreten der sogenannten „schönen Mäuse“. Diese Gruppe von Männchen zog sich vollständig aus der sozialen Interaktion zurück.
Anstatt sich an Kämpfen oder Fortpflanzungsversuchen zu beteiligen, verbrachten sie ihre Zeit damit, sich selbst zu pflegen.
Sie waren optisch makellos und frei von Verletzungen, da sie keinerlei Auseinandersetzungen mehr führten.
Doch diese Mäuse hatten keinerlei Interesse an der Fortpflanzung oder sozialer Interaktion. Sie lebten isoliert und vermieden den Kontakt zu anderen.
Gleichzeitig nahm das Geburtsrate drastisch ab, während die Sterblichkeit unter den Jungtieren nahezu 100 % erreichte.
Das kollektive Desinteresse an Fortpflanzung und die Störung der sozialen Bindungen führte schließlich zu einem Kollaps der gesamten Population.
Die Mäuse, die sich nicht fortpflanzten, dominierten die Gesellschaft, und die Geburten hörten vollständig auf. Das Endergebnis war eine Katastrophe: Die Population der Mäuse brach zusammen, und die wenigen Überlebenden zeigten extreme Verhalten, darunter Kannibalismus und gleichgeschlechtliche Interaktionen.
Letztendlich führte dieses Experiment 25, welches das 25. einer Reihe von Experimenten war, zu einem vollständigen kulturellen und biologischen Kollaps der Population.
Diese Ergebnisse sind als das Phänomen des sozialen Zusammenbruchs bekannt und haben seitdem zahlreiche Diskussionen über die Natur sozialer Dynamiken ausgelöst, insbesondere in Bezug auf das Leben in dicht besiedelten, urbanen Umgebungen.
Das „Universe 25“-Experiment hat sich als eine Modellstudie für die Erforschung von sozialem Zerfall etabliert und wird oft in Zusammenhang mit modernen städtischen Problemen gebracht, wie etwa Überbevölkerung, Isolation und die Zunahme von Verhaltensstörungen.
Calhoun sah in seinen Experimenten eine Warnung für die menschliche Gesellschaft. Er argumentierte, dass ähnlich wie bei den Mäusen, eine Überbevölkerung und fehlende sinnvolle soziale Interaktionen bei Menschen zu ähnlichen Verhaltensstörungen führen könnten.
Trotz der Kritik, dass das Verhalten von Mäusen nicht eins zu eins auf Menschen übertragen werden kann, bietet das „Universe 25“-Experiment wichtige Einsichten in die Dynamiken, die in überfüllten sozialen Umgebungen entstehen können.
Statement: Für mich eines der spannendsten Experimente die jemals durchgeführt wurden. Auch wenn bei diesem „Experiment“ Tiere involviert waren und ich nach wie vor strikt gegen Tierversuche bin.
Für mich stellen sich hierbei aber nun folgende Fragen:
Wie beeinflussen Isolation, der Bruch zwischenmenschlicher Interaktionen und Überbevölkerung das menschliche Verhalten?
Und was können wir tun, um diesen sozialen Zerfall in unseren zunehmend urbanisierten Gesellschaften zu verhindern?
Und die wichtigste Frage von allen: Wann haben wir die Spitze des Eisbergs erreicht im Bezug auf den Wendepunkt zwecks Überbevölkerung und den damit verbundenen Problemen.

Die Ideologie des Trumpismus wird die USA und die Welt verändern

Eine Analyse durch den russischen Philosophen und Soziologen Alexander Dugin, die ich mir nicht zueigen mache, die ich aber für erhellend halte. Hierher kopiert aus dieser Quelle.

(Wem das nicht genügt, hier noch ein Artikel von ihm, zitiert bei Hadmut Danisch.)

Trumps Revolution

Jetzt sind alle in Russland und in der Welt perplex: Was geschieht in den USA? Nur wenige Experten in unserem Land – insbesondere Alexander Jakowenko – haben wirklich Verständnis dafür, wie gravierend die Veränderungen in den USA sind. Jakowenko meinte zu Recht, dass „dies eine Revolution ist“. Und das stimmt tatsächlich.

Der designierte US-Präsident Trump und seine engsten Vertrauten – in erster Linie der passionierte Elon Musk – zeigen eine geradezu revolutionäre Aktivität. Zwar ist Trump noch nicht im Amt – das wird am 20. Januar passieren – doch Amerika und Europa geraten schon jetzt ins Wanken. Es ist ein ideologischer und geopolitischer Tsunami, mit dem – ehrlich gesagt – niemand gerechnet hat. Viele hatten erwartet, dass Trump nach seiner Wiederwahl – wie es während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident bereits der Fall war – zu einer mehr oder weniger konventionellen Politik zurückkehren würde. Auch wenn er dabei seine charismatischen und spontanen Züge beibehält. Es lässt sich jedoch schon jetzt sagen, dass dies nicht zutrifft. Trump bedeutet eine Revolution. Gerade in dieser Übergangszeit des Machtwechsels von Biden zu Trump macht es also Sinn, sich ernsthaft mit der Frage zu befassen: Was passiert in den USA? Denn dort passiert definitiv etwas – und zwar etwas sehr, sehr Wichtiges. (mehr …)

Oligarchie und Kultureliten

„Die amerikanische Milliardärsschicht mag sehr reich sein und sie verfügt über beträchtliche wirtschaftliche und technokratische Macht. Aber es handelt sich um eine Oligarchie, der es sowohl an Autorität als auch an Legitimität mangelt. Eine der auffälligsten Erscheinungen ihrer Legitimationskrise ist, dass sie keine überzeugende Erklärung für ihre Rolle abgeben kann. Es fehlt ihr an einem Projekt und an einer Zielvorstellung. Sie glaubt auch nicht an sich selbst und ist nicht davon überzeugt, dass sie das Recht hat, zu herrschen. Ihre Orientierungslosigkeit als Oligarchie wird durch den Verlust der Überzeugung von den Werten und der Weltanschauung, in die die Vorgängerelite hineinsozialisiert wurde, noch verschärft.

Im Bemühen, einen Weg zur Lösung des Legitimationsproblems zu finden, haben verschiedene Elitengruppen mit neuen institutionellen und ideologischen Lösungen experimentiert. In ähnlicher Weise haben sich die Regierungen ein Ethos des ständigen Wandels und der Reformen zu eigen gemacht. Die Oligarchen sind ständig auf der Suche nach einem Leitbild, mit dem sie ihre Rolle als Elite bekräftigen können. Deshalb leben wir in einer Zeit der offiziellen und halboffiziellen Werte und Leitbilder. Deshalb haben so viele Unternehmenschefs die Regenbogenflagge geschwenkt und die Identitätspolitik in ihren Unternehmen institutionalisiert. Infolgedessen ist die kulturelle Orientierung zu einer vorherrschenden Form des Selbstverständnisses und der Selbstdefinition der Eliten geworden. In diesem Zusammenhang spielen die kulturellen Eliten eine entscheidende Rolle bei der Konstituierung der oligarchischen Zusammengehörigkeit.“

Ganzer Artikel hier

Gaius Baltar: Der schwache Westen

Gekürzte Fassung dieses Originalartikels, Übersetzung: DeepL

(…) Jeder Tag, der vergeht, offenbart die Ohnmacht des Westens mehr und mehr, und die Situation wird geradezu beschämend. An diesem Punkt schüttelt der Rest der Welt entweder den Kopf oder lacht einfach über den Westen und seine Politiker und Diplomaten – ganz zu schweigen von seinen verrückten Bevölkerungen.

Die Dysfunktion des Westens geht weit über die Situation im Zusammenhang mit dem Ukraine-Projekt hinaus. Sie ist absolut überall. Der Westen ist generell nicht in der Lage, Diplomatie zu betreiben, er kann seine Städte oder Länder nur in den Ruin treiben, seine Hightech-Projekte scheitern fast immer, seine Infrastruktur bröckelt, seine Volkswirtschaften bröckeln, und alle öffentlichen Maßnahmen scheinen einen zivilisatorischen Selbstmord als Endziel zu haben. Auch die Kontrollmechanismen des Westens über den Rest der Welt bröckeln, darunter der Dollar, Sanktionen, farbige Revolutionen, militärische Interventionen und Drohungen. Nichts scheint zu funktionieren, und alles, was der Westen tut, scheint die Dinge noch schlimmer zu machen.

Jeder vernünftige Mensch, der einen westlichen Führer, Diplomaten oder „Experten“ sprechen hört, stellt sich diese Frage: „Lügen sie nur oder sind sie wirklich so inkompetent und wahnhaft?“ Die Antwort lautet „beides“, aber der Faktor Inkompetenz ist weitaus größer, als sich die meisten Menschen vorstellen können.

Warum ist dies geschehen? Es ist klar, dass die Ursache viel tiefer liegt als die Deindustrialisierung des Westens oder wirtschaftliche Probleme im Allgemeinen. Die Wirtschaft erklärt nicht die unglaubliche Inkompetenz, die der Westen vor und während des Krieges in der Ukraine gezeigt hat.

Ich behaupte, dass die Ursache für diese sich abzeichnende Katastrophe ein ernstes strukturelles Problem im Westen ist – das Russland anscheinend weitgehend vermieden hat. Dieses strukturelle Problem ist eine notwendige Bedingung für das derzeitige westliche System und wurde absichtlich geschaffen, um es herbeizuführen und aufrechtzuerhalten. Dieses Problem ist das Thema dieses Artikels – ebenso wie der „Mechanismus“ dahinter. Dies ist leider ein langer Artikel, aber das Thema erfordert es.

 

Humankapital und seine Eigenschaften

Das derzeitige ideologisch geprägte Machtgefüge des Westens verlangt geradezu, dass bestimmte Typen von Menschen in einflussreichen Positionen sind und bestimmte Typen von Menschen an den Rand gedrängt werden. Dies gilt für alle Stufen der sozialen Leiter (…)

Allgemeine Kompetenz setzt dreierlei voraus: a) eine hohe allgemeine Intelligenz oder einen hohen IQ, b) die Fähigkeit, objektiv zu sein, auch in Situationen, in denen das Ergebnis der eigenen Schlussfolgerungen vielleicht nicht nach dem eigenen Geschmack ist, und c) die Fähigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, ohne sich von anderen beeinflussen zu lassen (d. h. unabhängiges Denken). Die beiden letztgenannten Bedingungen sind eine direkte Folge der Interaktion des menschlichen Gehirns mit der Umwelt. Der Mechanismus, der dahinter steckt, ist zu kompliziert, um ihn hier zu beschreiben, aber vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass die Menschen in ihrer Beziehung zur Realität von emotional-äußerlich/subjektiv bis hin zu introspektiv/objektiv reichen. Diese Variable ist, wie alle evolutionären Merkmale, einschließlich des IQ, normal verteilt. Dies hat ziemlich beunruhigende Implikationen, die für manche Menschen schwer zu verstehen sein mögen.

(Kurzfassung der Herleitung: Besonders intelligent sind nicht viele, objektiv und unabhängig sind wenige, daß jemand alle drei Eigenschaften auf sich vereinigt, ist selten – je nach Rechnung 1,5 % oder 8 % der Bevölkerung.)

Die Bedeutung dieses Themas kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Diese Gruppe, ob wir sie nun als 1,5 % der Bevölkerung oder als 8 % der Bevölkerung definieren, ist äußerst wertvoll. Sie ist im Wesentlichen die einzige Gruppe in der Gesellschaft, die komplexe Situationen zuverlässig bewerten und anschließend rationale Entscheidungen treffen kann. Ohne sie kann die moderne technologische Gesellschaft weder aufgebaut noch aufrechterhalten, geschweige denn weiterentwickelt werden. Lassen Sie es mich anders ausdrücken – wenn wir diese Gruppe nicht identifizieren und nutzen, können wir unsere komplizierten Gesellschaften nur in den Ruin treiben.

 

Die westliche Säuberung von Kompetenz

Die moderne westliche Gesellschaft ist vom Standpunkt der Staatsführung aus gesehen ideologisch motiviert und ideologisch gesteuert. Sie wird in eine ganz klar definierte ideologische Richtung getrieben, angeführt von der Europäischen Union und der derzeitigen US-Regierung. Diese Ideologie ist nicht Gegenstand dieses Artikels, aber sie ist für jeden rational und unabhängig denkenden Menschen überall erkennbar. Für den uninformierten Neugierigen ist die Website des Weltwirtschaftsforums, des politischen Entscheidungsgremiums der EU, ein guter Ausgangspunkt.

Um diese ideologischen Ziele für den Westen zu erreichen, müssen zwei Dinge geschehen: a) Die richtigen Leute müssen auf allen Ebenen der Gesellschaft an die Macht gebracht werden und b) alle störenden Elemente müssen eliminiert oder unterdrückt werden. Da alle ideologischen Ziele dazu neigen, mehr oder weniger im Widerspruch zur Realität zu stehen, gibt es keine Gruppe, die sie mehr stört als diejenige, die objektiv und unabhängig agiert. Solche Leute dürfen einfach nicht in Machtpositionen gelangen, und wenn es sein muss, müssen sie zum Schweigen gebracht und/oder gezwungen werden, sich zu fügen.

Die Gruppe der objektiven/rationalen/allgemeinen Kompetenz, ob sie nun 1,5 % oder 8 % der Bevölkerung ausmacht, wird somit eher zu einem Problem als zu einer Ressource. Genau das ist heute die Situation im Westen.

Vielen Menschen ist aufgefallen, dass die Leistungsgesellschaft im Westen systematisch aufgegeben und die Beziehung zwischen Kompetenz und Belohnung in weiten Teilen der Wirtschaft – und fast vollständig in der Regierung – gekappt wurde. Was nur wenige zu erkennen scheinen, ist, dass dies eine Notwendigkeit ist, damit die ideologischen Ziele des Westens erreicht werden können. Kompetenz auf hohem Niveau kann nicht gefördert werden, weil sie eine Bedrohung darstellt. Sie kann daher nicht belohnt werden.

Um dies zu veranschaulichen, schauen wir uns an, was passiert, wenn ein Mitglied der 1,5 % erhebliche Macht erlangen kann. Elon Musk ist ein intelligenter Mann, wahrscheinlich mit einem IQ von 150 oder mehr. Er ist auch ziemlich objektiv und realistisch in seinen Einschätzungen und ein unabhängiger Denker. Sein Besitz und seine Leitung von Twitter/X ist ein großes Problem für westliche ideologische Ziele. Die freie Meinungsäußerung ist eine offensichtliche Bedrohung für jede Ideologie, und um Salz in die Wunden zu streuen, hat Musk die Hüter der Ideologie bei Twitter herabgewürdigt, indem er sich über sie lustig machte, sie dann alle feuerte und nur die fähigen behielt. Das kann nicht hingenommen werden, und wir sehen bereits die Reaktion darauf. Die EU plant, diesen Affront gegen die Ideologie mit Gewalt zu stoppen und könnte Twitter in Europa sogar sperren. Ideologieverfechter (und mutmaßlicher Echsenroboter) Mark Zuckerberg wurde sogar angewiesen, als Reaktion darauf eine ideologisch reine Twitter-Kopie zu erstellen – doch das scheint nicht gelungen zu sein. Wir sind gespannt auf weitere Reaktionen, die von lawfare bis hin zu „direkteren“ Maßnahmen reichen können und sich höchstwahrscheinlich gegen Musk persönlich richten werden.

 

Die Neugestaltung der westlichen Bildung

Wie bereits erwähnt, müssen zwei Dinge geschehen, damit die ideologischen Ziele Wirklichkeit werden: Die richtigen Leute müssen gefördert und die falschen Leute unterdrückt werden. Dieser Prozess der Förderung/Unterdrückung ist zum Hauptziel des westlichen Bildungssystems geworden – vom Kindergarten bis hin zur Universität. Wenn wir uns ansehen, was das Bildungssystem getan hat, wird dies sehr deutlich. Hier sind ein paar Beispiele:

Die Bewertung der Kompetenzen wird systematisch abgebaut, um einen Vergleich zwischen den Kompetenten und den Inkompetenten zu vermeiden. Prüfungen werden zugunsten von ständigen „Projekten“ abgeschafft, und die Schüler arbeiten in Gruppen, damit sich die Inkompetenten verstecken können. Die Schulen vermeiden es so weit wie möglich, den Einzelnen direkt zu testen – und ihn damit mit anderen zu vergleichen. Die Kompetenten dürfen nicht ermutigt werden, und wenn möglich, dürfen sie selbst nicht merken, dass sie über den anderen stehen.

(…)

Fast jedes akademische Fach wird vom Objektiven ins Subjektive verlagert, um den irrational-inkompetenten Studenten zu helfen. Das gilt sogar für schwierige Fächer wie Mathematik, wo 2+2 nicht mehr unbedingt gleich 4 ist. Sogar Intelligenz ist jetzt subjektiv, und der Dumme kann genauso klug sein wie der Intelligente – es ist nur eine Frage der Perspektive, der richtigen Messinstrumente und idiotischer Erfindungen wie der „emotionalen Intelligenz“.

Fast jedes Fach wurde einfacher gemacht als früher, um den inkompetenten Studenten zu helfen, und selbst in kritischen Fächern wie der Medizin gibt es jetzt Absolventen, die völlig inkompetent und ahnungslos sind – in großem Umfang. Dieses systematische Absenken der Standards hat auch den zusätzlichen Vorteil, dass es zu einem Desinteresse an intelligenten und rationalen Schülern führt. Ein intelligenter Student erbringt im Vergleich zu anderen immer bessere Leistungen, je schwieriger das Fach wird. Wenn das Fach einfach ist oder uninteressant wird, sinkt er in die Mittelmäßigkeit ab – und das ist ein Teil des Zwecks, mit dem die Standards zu Beginn gesenkt wurden.

Disziplinen, die eine Gefahr für die Irrationalität der Ideologie darstellen könnten, wurden massiv unterwandert und korrumpiert. Dies gilt für mehrere Bereiche, insbesondere aber für die Psychologie und die Geschichte, die in ihrer eigentlichen Form eine massive Bedrohung für die ideologischen Ziele des Westens darstellen würden. Die Psychologie ist zu einer fast unerkennbaren Abscheulichkeit verdreht worden, und die Geschichte ist heutzutage meist nur noch eine Lüge.

Scheindisziplinen sind von Grund auf erfunden worden, um ideologisch Reine auszubilden, ohne dass es auf Kompetenz, Intelligenz oder irgendeinen Bezug zur Realität ankommt. Diese Disziplinen finden sich in den Listen der „nutzlosesten Universitätsabschlüsse“ überall im Internet, aber das ist ein Missverständnis. Diese Abschlüsse sind keineswegs nutzlos – sie erheben die ideologisch Reinen in der Gesellschaft, indem sie ihnen eine universitäre „Zertifizierung“ verleihen. Diese Zertifizierung rechtfertigt es, ihnen wichtige Positionen in der Gesellschaft zu geben.

Die westliche Gesellschaft hat im Allgemeinen die Rationalität aufgegeben und sie durch den Subjektivismus (offiziell als „Postmoderne“ bezeichnet) ersetzt. Dies hat nicht nur den Zweck, die ideologisch Reinen auszubilden und zu fördern, sondern den Subjektivismus als Unterdrückungsinstrument gegen die 1,5/8-Gruppe und den rationalen Teil der Bevölkerung außerhalb dieser Gruppe einzusetzen. Der beste Weg, einen rationalen Menschen zu unterdrücken, ist, ihn einer Existenz der totalen und ständigen Irrationalität auszusetzen. Das ist im Wesentlichen Gaslighting auf zivilisatorischer Ebene, das sich gegen die gefährliche rationale Gruppe richtet.

Während die gefährliche rationale Gruppe unterdrückt und unterwandert wird, werden die ideologisch reinen „Führer von morgen“ eher indoktriniert als ausgebildet, erhalten Universitätszertifikate statt echter Abschlüsse und werden schließlich mit einer unendlichen Anzahl von gefälschten und gut bezahlten Jobs sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor versorgt. Diese gut bezahlte, ideologisch reine Gruppe wird dann die Machtbasis des neuen ideologischen Systems.

 

Die Aufwärtswanderung der Inkompetenten

Ziel dieses gezielten Eingriffs in das Bildungssystem ist es, in der Gesellschaft ein „Migrationsmuster“ zu schaffen, das auf (mangelnder) Kompetenz und ideologischer Reinheit beruht. (…)

Zwei Entwicklungen im Westen waren ein Segen für diese Bemühungen: die Auslagerung der westlichen Produktion nach Asien und die weitgehende Abschaffung des Wettbewerbs im Unternehmenssektor. Dadurch verringerte sich der Komplexitätsgrad der westlichen Wirtschaft massiv und damit auch der Bedarf an der 1,5/8-Gruppe. Wenn die meisten Unternehmen Dienstleistungen in einem geschützten Umfeld erbringen, besteht weitaus weniger Bedarf an hochrangigen/rationalen Mitarbeitern – während diese Mitarbeiter in der „Realwirtschaft“ einfach nicht entbehrlich sind. Und wenn man mit einer Scheinwirtschaft auf der Grundlage des Dollar-Reservestatus durchkommt, kann man auch eine Scheingesellschaft betreiben, die von Inkompetenten geführt wird.

(…)

Die ideologisch Reinen sind systematisch in fast alle Machtpositionen des öffentlichen Sektors und eines großen Teils des privaten Sektors vorgedrungen – und die Situation im privaten Sektor spiegelt zunehmend die des öffentlichen Sektors in Bezug auf Einstellungspraktiken und Mitarbeiterbesetzung wider. Die gefährliche 1,5/8-Gruppe wird mit allen Mitteln ferngehalten, und das mit großem Erfolg. Die Machtbasis der Ideologie ist fest verankert.

Dieses Arbeitsplatzverlagerungsprogramm war nicht billig. Millionen von unnötigen Arbeitsplätzen kosten Geld, und es ist klar, dass ein erheblicher Teil der westlichen Staatsverschuldung auf dieses Programm zurückzuführen ist, eine Tatsache, die vielen Menschen nicht aufgefallen zu sein scheint.

 

Die Folgen

Das Wichtigste ist, zu verstehen, dass die westlichen Gesellschaften und Volkswirtschaften auf eine ideologische Grundlage gestellt wurden. Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit, Technologie und Wissenschaft sind im Westen einfach keine Prioritäten mehr. Die Folgen dieses Prozesses für den Westen zu erläutern, würde viele Artikel oder ein Buch von mehreren hundert Seiten erfordern. Lassen Sie uns dennoch ein paar Beispiele nennen.

Die umgekehrte Kompetenzkrise – Das Ziel dieses gesamten Projekts war es, die ideologisch Reinen in alle Machtpositionen auf allen Ebenen der Gesellschaft zu bringen. Diese Positionen werden in einer normalen und wettbewerbsorientierten Gesellschaft von der hochkompetenten 1,5/8-Gruppe besetzt. Dieser Prozess ist nun fast abgeschlossen, da die meisten Machtpositionen von ideologisch reinen Menschen besetzt sind. Einige dieser Menschen haben einen hohen IQ, aber sie sind weder objektive noch unabhängige Denker. Die Ideologie, der sie sich unterwerfen müssen, ist mit diesen Eigenschaften einfach unvereinbar. Das hat einige schwerwiegende Folgen.

Denken Sie daran, dass Macht- und Einflusspositionen eher allgemeine Kompetenzen erfordern als andere Positionen (im Gegensatz zu spezifischen Kompetenzen). Je größer die Macht, desto mehr wird allgemeine Kompetenz verlangt. Die Menschen in diesen Positionen werden heute nach ideologischer Inbrunst und Verlässlichkeit ausgewählt – je höher man also kommt, desto ideologisch begeisterter sind die Menschen, die sie bekleiden. Das bedeutet, dass die am wenigsten objektiven und unabhängig denkenden Menschen die Positionen bekleiden, die am meisten Objektivität und unabhängiges Denken erfordern. Daher wird im Westen die Inkompetenz größer und häufiger, je höher man kommt. Wie jemand sagte – „ein General ist ein inkompetenter Oberst“. Dies ist absolut überall zu beobachten, außer in einigen privaten Unternehmen, die sich dagegen wehren. Gegen diese Ausnahmen wird natürlich in diesem Moment vorgegangen.

Das zweite Problem ist, dass viele der irrationalen/subjektiven Menschen, die die ganze Macht innehaben, einen relativ hohen IQ haben. Das mag positiv erscheinen, hat aber einen großen Nachteil. Irrationale/subjektive Menschen mit mittlerem bis hohem IQ sind von allen Menschen am leichtesten einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Die Gründe dafür sind kompliziert und müssen in einem anderen Artikel behandelt werden – was aber bedeutet, dass die oberste Ebene im Westen nicht nur die inkompetenteste ist, die es im Vergleich zu den Anforderungen ihres Jobs überhaupt geben kann – sondern auch die formbarste und wahnhafteste.

Die Kosten- und Schuldenkrise – Die Abwanderung der ideologisch Reinen in die ideologische Machtbasis und in einflussreiche Positionen hat in den westlichen Gesellschaften Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen, die keinen Wert schaffen. Diese Arbeitsplätze sind viel zahlreicher und weiter verbreitet, als den meisten Menschen bewusst ist, und es würde mich nicht überraschen, wenn etwa 20-30 % der gesamten Erwerbsbevölkerung des Westens entlassen werden könnten, ohne dass dies negative Auswirkungen hätte. Der Effekt wäre sogar positiv, vor allem, wenn diese Menschen dazu gebracht werden könnten, die (meist niederen) realwirtschaftlichen Jobs zu machen, für die sie geeignet sind.

Die Deindustrialisierung wurde für die extreme Verschuldung und Steuerlast des Westens verantwortlich gemacht. Das ist, soweit es geht, wahr – aber die Aufrechterhaltung dieser riesigen Gruppe von Inkompetenten in ihren Scheinjobs stellt auch eine extreme Belastung für den Westen dar. Die westlichen Gesellschaften sind jetzt völlig untragbar und können nicht ohne ständige Schuldenerhöhung betrieben werden.

Die Wettbewerbskrise – Diese Krise lässt sich anhand des folgenden Beispiels erklären: Nehmen wir an, es gibt drei Unternehmen mit einem gemeinsamen Marktanteil von 100 % in einem bestimmten Sektor. Es gibt keinen wirklichen Wettbewerb zwischen ihnen und alle können sich entspannen, weil die Kunden nirgendwo anders hingehen können. Diese Unternehmen können sich mit absoluter Inkompetenz auf den meisten Ebenen, auch im Management, abfinden. Sie brauchen sich keine Gedanken über Effizienz, Sicherheit, Produktivität oder Kosten zu machen, außer auf ihren Websites und in ihren Jahresberichten. Wenn es jedoch einem Konkurrenten mit kompetenten Mitarbeitern gelingt, in den Sektor einzudringen, werden diese drei Unternehmen gegen eine Wand fahren. Es wird eine enorme Krise geben und eines oder mehrere von ihnen werden höchstwahrscheinlich untergehen.

Dies ist genau die Situation, in der sich die westlichen Volkswirtschaften derzeit befinden. Monopole und Oligopole sind die Regel, und das Hauptziel der meisten großen westlichen Unternehmen besteht darin, zu verhindern, dass jemand in ihren Sektor eindringt – in der Regel durch Bestechung von Regulierungsbehörden oder durch den Kauf der Konkurrenz. Dies ist eine Notwendigkeit, da eine große Anzahl westlicher Unternehmen heute von inkompetenten Managern geführt wird und mit inkompetenten Mitarbeitern besetzt ist, insbesondere in den Support- und Managementfunktionen. Die unsterblichen Worte des namenlosen Boeing-Mitarbeiters über die 737 MAX gelten für die meisten großen westlichen Unternehmen: „Dieses Flugzeug wurde von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsichtigt werden.“ Westliche Unternehmen sind nicht mehr wettbewerbsfähig. Sie können jetzt nicht mit chinesischen Unternehmen konkurrieren, und bald werden sie auch nicht mehr mit Unternehmen außerhalb des Westens konkurrieren können. Sie können einfach nur noch in einem wirtschaftlich sicheren Raum funktionieren. In der Tat ist die Situation so, dass die Chinesen bereits die eigentliche Arbeit für viele von ihnen erledigen, und die Verlagerung der Arbeit ist problematisch wegen (Überraschung!) der Verschlechterung des Humankapitals im Westen, die durch die Umwidmung seines Bildungssystems verursacht wurde.

Das gilt auch für die westlichen Gesellschaften als Ganzes. Die gesamte Führungs- und Diplomatenklasse des Westens ist aus genau diesen Gründen nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber dem Rest der Welt. Sie werden von den Chinesen, den Russen, den Indern und allen anderen bei jeder Gelegenheit ausmanövriert. Sogar die afrikanischen Führer sind heute kompetenter als die westlichen Führer. Sie haben durchweg Entscheidungen getroffen, die für ihr Volk besser sind als die Führer im Westen – jedenfalls in den letzten Jahren.

Die Komplexitätskrise – In diesem Artikel habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Gruppe 1,5/8 für moderne Gesellschaften äußerst wertvoll ist und ohne sie komplizierte moderne Gesellschaften nicht zu bewältigen sind. Im Westen ist es gelungen, diese Gruppe weitgehend zu verdrängen, und ein großer Teil von ihr kümmert sich nicht einmal mehr um die Universitätsausbildung. Die Situation ist jedoch noch viel schlimmer als das. Die Umstrukturierung des Bildungssystems und die Entkopplung von Kompetenz und Belohnung auf dem Arbeitsmarkt haben den Entscheidungsprozess bei der Wahl der Hochschulausbildung grundlegend verändert. Warum sollte man Ingenieurwissenschaften studieren (was schwer ist), wenn man mit einem Psychologiestudium (was heutzutage leicht ist) einen noch besser bezahlten Job bekommen kann? Die Neugestaltung des westlichen Bildungssystems hat die Belohnungsstruktur verändert und junge Menschen dazu ermutigt, eine einfache und nutzlose Ausbildung zu absolvieren – einfach weil das „System“ ihnen einen Arbeitsplatz verschafft.

Dies hat in den westlichen Gesellschaften, insbesondere in den USA, bereits zu einer großen Krise geführt. Die „Wartung“ komplexer Aspekte der US-Gesellschaft erfordert eine große Gruppe von Ingenieuren und Menschen mit entsprechender Ausbildung. Diese Instandhaltung gerät nun ins Stocken und ist in erheblichem Maße von ausländischen Ingenieuren abhängig, die an amerikanischen Universitäten ausgebildet werden. Denn warum sollten Amerikaner in einem System, das sie nicht belohnt, Ingenieurwissenschaften studieren? Wenn China und Indien ihre Ingenieure und andere Personen mit harter Ausbildung irgendwie aus den USA zurückholen könnten, könnte das US-System wahrscheinlich nicht aufrechterhalten, geschweige denn weiterentwickelt werden. Das wird sich immer weiter verschlimmern, und wir werden bald einen Punkt erreichen, an dem komplexe Systeme, die die Gesellschaft stützen, nicht mehr am Laufen gehalten werden können. Das wird eine Art „Reset“ zu einer weniger komplexen Gesellschaft erfordern, natürlich mit weniger Wohlstand.

Es gibt weitaus mehr Krisen als diese vier, aber ich möchte nicht wie ein Schwarzmaler klingen, wenn ich weitere aufzähle.

 

Russland und die Zukunft

Und was ist mit Russland? Erstens gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass die Russen verstanden haben, was im Westen geschieht, und daraus lernen. Vor kurzem sind sie aus dem „Bologna-Prozess“ ausgetreten, einem europäischen Bildungsstandardisierungssystem. Das Bologna-System hat den ausdrücklichen Zweck, die Bildung in den Mitgliedsstaaten zu verwässern, Zertifizierungen statt echter Abschlüsse einzuführen und die europäischen Gesellschaften mit schlecht ausgebildeten und im Allgemeinen inkompetenten „Experten“ zu füllen, die dem Konsens folgen, egal was passiert. Die Russen sahen dieses System als Bedrohung für ihr Land an, was es auch ist, und sind, zumindest teilweise, zum älteren und härteren sowjetischen System zurückgekehrt.

Zweitens scheinen die Russen innerhalb der staatlichen Strukturen, einschließlich des Militärs, Säuberungen von inkompetenten und korrupten Personen vorzunehmen. Meritokratie scheint auf der Tagesordnung zu stehen, ein radikales Konzept in diesen Tagen. Die Russen sehen diese Bemühungen höchstwahrscheinlich als entscheidend für den Fortbestand ihres Staates und ihrer Nation an – und sie hätten Recht damit.

Die Situation in China ist ähnlich, und es gibt Anzeichen dafür, dass der Rest der nicht-westlichen Welt nachzieht. Denken Sie daran, dass eines der Ergebnisse des jüngsten Russland-Afrika-Gipfels eine von Russland organisierte Bildungsinitiative in Afrika war. Ich bezweifle, dass Frauenstudien Teil dieses Lehrplans sein werden.

Der derzeitige Konflikt zwischen dem Westen und Russland – und in zunehmendem Maße auch zwischen dem Westen und dem Rest der Welt – wird zu einem Konflikt zwischen dem Unfähigen und Irrationalen und dem Kompetenten und Rationalen. Das Ergebnis ist offensichtlich – aber was passiert, wenn eine irrationale Person, die in die Enge getrieben wird, Zugang zu Atomwaffen hat? Das kann nur jeder erraten.

Indem sie ihre Gesellschaften auf eine ideologische Grundlage gestellt hat, hat sich die westliche Elite selbst in die Enge getrieben. Sie können nicht konkurrieren; sie können ihre Wirtschaft oder Gesellschaft nicht entwickeln; und sie können nicht zurückgehen. Um die Probleme des Westens zu lösen, ist eine wirtschaftliche Wiederbelebung erforderlich, bei der eine reale Wirtschaft an die Stelle der derzeitigen falschen, finanzialisierten Dienstleistungswirtschaft tritt. Dies kann nicht geschehen, ohne die verhasste 1,5/8-Gruppe in Machtpositionen zu bringen. Daher wird es nicht geschehen, solange die derzeitige westliche herrschende Klasse an der Macht ist. Die westlichen Gesellschaften werden eine wirtschaftliche Wiederbelebung in ihrer derzeitigen ideologischen Konfiguration nicht überleben. Der Konflikt ist daher die einzige verbleibende Option für die herrschende Klasse, um sich an der Macht zu halten.

Der Fall Rohwedder

Hier ein zeitgeschichtlicher Text, den ich vor sehr langer Zeit ohne Quellenangabe heruntergeladen hatte. Ich vermute, weiß es aber nicht, daß das Kapitel aus diesem Buch stammt.

Der Schluß habe ich vornan gestellt.

Bei der erwähnten Protestbewegung war ich dabei und kann bestätigen, daß uns schlagartig jeglicher Drive verlorenging. Es war das Ende einer hoffnungsvollen Zeit.

Ich halte es für sehr wichtig, darüber zu informieren. Es dürfte unerheblich sein, wer tatsächlich geschossen hat. Entscheidend war das „Framing“, wie man heute sagt.

Ich glaube, daß etwas Ähnliches gerade in diesen Tagen wieder passiert, mit umgekehrtem Vorzeichen:

 

„Zum Abschluß bleibt nur noch, ein Fazit über den Anschlag der sogenannten »RAF« auf Detlev Karsten Rohwedder zu ziehen. Mit ihrem Attentat wollten sich die Täter an die Spitze der Protestbewegung stellen, wie immer für die einsitzenden »RAF«-Gefangenen kämpfen und die »reaktionäre Entwicklung« im Osten »an der Wurzel treffen«. Im Rückblick bleibt nur die sarkastische Formel: Operation geglückt, Patient tot. Das schießende Kommando bewirkte in allen Punkten das glatte Gegenteil von dem, was es vor gab erreichen zu wollen.
Für die demokratische Protestbewegung im Osten gegen die gebrochenen Wahlversprechen der Regierung Kohl, den Ausverkauf der Treuhand und die Schließung der Betriebe war das Attentat der Todeskuß. Zusammen mit Mördern wollte niemand mehr protestieren und demonstrieren, die Demo-Busse blieben leer.
Auch für die sogenannten »Gefangenen aus der RAF« war das Attentat eine Katastrophe. Scharfmacher von rechts wie der CSU-Generalsekretär Huber holten zum endgültigen Schlag gegen lebensnotwendige demokratische Rechte von Häftlingen aus. Die »RAF«-Gefangenen gerieten traditionell als Drahtzieher in Verdacht. Noch immer gehen sie nach Meinung von sogenannten »Sicherheitspolitikern« zur Logistik der draußen operierenden »RAF« dazu und sind damit für jeden Mord quasi automatisch mitverantwortlich.
Schließlich hat das » RAF«-Kommando auch die »reaktionäre Entwicklung« in Ost- und Westdeutschland zielsicher vorangebracht. Mit dem Tod Rohwedders wurde rücksichtslos Innenpolitik getrieben, von der Forderung vom Zugriff auf die Stasi-Akten bis hin zur Absicherung von sogenannten »verdeckten Ermittlern «, mithin der Installation eines Spitzelsystems von Stasi-Ausmaßen. Den »Systemveränderern von rechts«, und dies ist keine polemische Übertreibung, war auch dieses Attentat willkommen, um die Bundesrepublik noch ein Stück mehr in Richtung eines totalitären Staates zu steuern.
Auch die reaktionäre Entwicklung im Osten brachte der Mord hurtig nach vorn. Mit der Installation der Politikerin Breuel konnte endlich der riesige Umverteilungsprozeß nach amerikanischem Zuschnitt ungehindert stattfinden, der da lautet: Profite privatisieren, Verluste sozialisieren. So war auch der »Große Bruder« USA, angeblicher »imperialistischer Erzfeind« der »RAF«, am Ende vollauf zufrieden. Die Zugeständnisse der Treuhand an die Unternehmen, zum Beispiel den Verzicht auf Ubernahme der Altlasten durch Investoren, zahlt der deutsche Steuerzahler. Die dreihundert oder mehr Milliarden fließen von deutschen Gehaltskonten via Treuhand in die Kassen der Konzerne. Der deutsche Steuerzahler hilft, das krisengeschüttelte internationale Kreditgewerbe zu sanieren, dem er als neuer Großkreditnehmer gerade recht kam. Die Frage, warum die Treuhand eigentlich nicht mehr Geld spart, statt immer mehr Schulden zu machen, ist da naiv. Längst geht es um ganz andere Interessen als die einer soliden Haushaltsführung im Sinne der Staatsbürger. Wer spart, statt Kredite aufzunehmen, raubt.den Banken ihren Gewinn. Das ist nicht nur bei Otto Normalverbraucher so, sondern auch zwischen Staaten und internationalen Banken.“

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Mit dem Latein am Ende (1969)

Quelle: Der Spiegel, Hefte 26…42 / 1969

23.06.1969

„Mit dem Latein am Ende“

Heute wird gern totgesagt: die Ehe, das Parlament, Opas Kino, der liebe Gott und auch die Universität. Doch alles atmet noch ein bißchen, und wie noch immer Ehen wider den Zeitgeist geschlossen werden und für manche die Bibel immer noch recht hat, so schleppt sich auch die Alma mater von Semester zu Semester — zu gesund zum Sterben, zu krank zum Leben.

Am Krankenbett drängen sich 300 000 Studenten, 30 000 wissenschaftliche Mitarbeiter, 7000 Professoren — lehrend und lernend so gut es noch geht, untereinander und miteinander streitend, uneins über Diagnose und Therapie — sowie das große Konsilium aller, die auch ein Rezept haben.

Da ist der Wissenschaftsrat, ein angesehenes Gremium von Hochschullehrern, Kulturpolitikern, Industriellen und Ministerialbeamten, das seit 1958 Regierungen wie Hochschulen berät und umfängliche Reformempfehlungen vorlegt — doch weder Politiker noch Universitäten brauchen sich daran zu halten.

Da ist die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK), das Forum der Hochschul-Chefs — zumeist nur reagierend auf das, was andere fordern oder verwerfen; sie hat 73 Plenarversammlungen hinter sich gebracht und denkt vorerst weiter nach über die „Neuordnung der Lehrkörperstruktur“.

Da ist der Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), der Dachverband deutscher Hochschüler, der früher als staatsbeflissen galt und jetzt wie ein „sozialistischer Kampfverband“ auftritt — heute Reformen verneinend, die er einst erstrebte.

Laut Grundgesetz für Hochschulfragen bisher nicht zuständig, aber auf Mehrung von Kultur-Kompetenzen bedacht: der Bund, dem jetzt vom Parlament eine gewisse Verantwortlichkeit für die „Allgemeinen Grundsätze des Hochschulwesens“ übertragen wurde — doch noch ist ungewiß, wie weit diese Kompetenzen reichen sollen.

Ganz und gar zuständig in Hochschulfragen: die Kultusminister der Länder, die es fast zwei Jahrzehnte lang den Hochschulen überließen, sich selbst zu reformieren und nun, da sich diese Hoffnung als trügerisch erweist, allenthalben Hochschulgesetze planen oder mit Hilfe der Parlamente durchsetzen — zum Verdruß der auf Eigenständigkeit bedachten Universitäten.

Vernünftiges wie Aberwitziges, Banales wie Hochtrabendes erschallt aus dem dissonanten Chor der Studenten, die dem ehemaligen Stuttgarter Rektor Professur Fritz Leonhardt in ihrer Mehrheit noch immer „viel zu pflichtbewußt und fleißig, aber nicht wagemutig und streitbar genug“ vorkommen, in ihren radikalen Minderheiten aber eher streitwütig gegen „reformistische Scheiße“ agitieren, die „alte Wissenschaft“ für tot erklären und Steine werfen für eine neue Welt.

Progressives wie Reaktionäres, Einsichtiges wie Borniertes ist aus der Schar der Professoren zu vernehmen, die sich in ihrer Mehrheit als reformunfähig oder reform-unwillig erwiesen haben und nunmehr eher hilflos dem studentischen Aufbegehren gegenüberstehen; manche von ihnen glauben noch immer, daß die deutsche Universität — wie es der Historiker Hermann Heimpel einmal in den fünfziger Jahren ausdrückte — „in ihrem Kern gesund“ sei. (mehr …)